Oft sind Notfallstationen in Spitälern überlastet. Denn für viele Menschen, die keinen Hausarzt mehr haben, ist die Notaufnahme erste Anlaufstelle. Ein Spitalbesuch kostet schnell doppelt so viel wie eine Konsultation beim Hausarzt. Im Kanton Zürich wurde darum unlängst eine Motion eingereicht, die eine Gebühr von 50 Franken vorsieht, wenn man sich auf der Notaufnahme meldet. Befürworter sehen in der Gebühr ein geeignetes Mittel, um einem unnötigen Aufsuchen der Notaufnahme entgegenzuwirken. Die Gegner befürchten, dass Menschen in bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnissen dann auch in begründeten Fällen nicht mehr in die Notfallaufnahme gehen.
Ja

Nationalrat GLP von 2017 bis 2019
Die Notfallgebühr ist für Bagatellfälle gerechtfertigt, da die Ressourcen des Spitalnotfalls durch ihre Inanspruchnahme unnötig belastet werden. Das kann dazu führen, dass ernste Verletzungen und Erkrankungen zu spät behandelt werden. Die Notfallgebühr soll keine Leistungen vorenthalten oder vom Arztbesuch abhalten. Sie ist ein Lenkungsinstrument. Patienten und Patientinnen sollen zuerst zum Hausarzt oder sich beim Notfalltelefon Rat holen. Einige Spitäler haben bereits eine Triage-Praxis vorgelagert, die von der Gebühr auch nicht betroffen ist.
Nein

Direktorin H+ Die Spitäler der Schweiz
Die Gebühr würde mehrheitlich alte, chronisch kranke und finanziell schlechtgestellte Menschen treffen. Mit einer 50-Franken-«Busse» von Notfallstationen abzuschrecken, würde Hilfesuchende gesundheitlichen Risiken aussetzen sowie ihre freie Arzt- und Spitalwahl beschneiden. Spitäler hätten einen grossen administrativen Aufwand, um die Gebühr einzukassieren. Andere Ansätze sind sinnvoller: Um Notfallstationen zu entlasten, werden bereits heute Eintritte vermehrt nach Schweregrad eingeteilt, für eine dem Gesundheitszustand entsprechende Behandlung.